Wir lieben Konsens

Wenn Augenhöhe gegeben ist – bitte ehrlich antworten

Posted on: 22. November 2014

Neulich wurde mir sinngemäß gesagt „So direkt musste ich noch nie einer eine Absage erteilen.“ Ich fand das gut, als es raus war. Es war unglücklich formuliert, aber es war eine Ansage. Klarheit tut gut. Geärgert habe ich mich über die Schwammigkeit zuvor. Die mir sehr häufig begegnet. Im nachhinein betrachtet kann ich bei mehreren Situationen feststellen, dass das Herumeiern um eine Antwort Nein bedeutete. Natürlich füge ich das jetzt in meine Menschenkenntnis ein. In dem Fall werde ich in Zukunft nachhaken: Kann es sein, dass du nicht möchtest? In den Raum stellen, dass mir eine klare Absage gut gefällt.

Nichtsdestotrotz frustriert es mich. Es ist nicht meine Verantwortung, die Gefühle und Wünsche anderer erahnen zu können. Es ist meine Verantwortung, Grenzen zu respektieren. „Wollen wir zusammen Musik machen?“ ist keine Frage deren Beantwortung mit einem nicht als solchem empfundenem „Weiß nicht, vielleicht.“ automatisch zu der Missachtung der körperlichen Selbstbestimmung der Gefragten führt. Auch ein mit Ja beantwortetes „Hast du Lust, mich näher kennenzulernen?“ führt nicht dazu, dass ich ungefragt zum Abschied küssen werde. Das gleiche gilt für „Wollen wir mal telefonieren?“

Ja oder vielleicht sagen, Nein meinen. Ist schon vorgekommen. Aber wenn es kein krasses Machtgefälle sondern eine Möglichkeit Nein zu sagen gibt, dann wünsche ich mir lieber die gefühlte Antwort. Das verstehe ich als Augenhöhe. Auch das betrachte ich als Praxis von Zustimmungskonzept. Nicht zu erwarten, dass die Person es sich schon denken kann. Erraten lassen, dass das Ja oder Vielleicht ein Nein ist. Das ist zu viel erwartet. Und es ist eine Übung, die auch möglich ist, ohne Sex zu haben.

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