Wir lieben Konsens

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Gerade eben musste ich recht herzhaft lachen ob eines köstlichen Dialogs aus Die Liebe im logischen Raum, eines Romans von Rebecca Goldstein. Die Protagonistin Renee erhält von einer guten Freundin namens Ava Nachhilfe darin, „ficken“ zu sagen. Das geht so…

Sie gab sich große Mühe mit mir (…) und sie ging so weit, den großen Teil eines Abends dem Versuch zu widmen, mich das Wort „ficken“ aussprechen zu lassen.
Wir hatten in der West End Bar gesessen, Bier getrunken, und ich erzählte ihr eine Geschichte, die ich in der Subway gehört hatte. Die Pointe enthielt das Wort „ficken“. Ich hatte nicht gewusst, daß ich nicht in der Lage sein würde, es auszusprechen. Ich hatte es nie zuvor versucht. Wir waren schon etwas angetrunken, und meine Versuche, die beiden Silben herauszubringen, hatten uns beiden hysterische Lachanfälle eingebracht.
„Paß auf, sag: kicken.“
„Kicken.“
„Ticken.“
„Ticken.“
„Okay. Wir sind fast soweit. Jetzt, ficken. Los, ffff.“
„Ffff.“
„Fffffficken. Du schaffst es, Kind, ich weiß, daß du es schaffst. Fffficken.“
„Ffffffff.“
„Genau. Ffffficken. Los, sag es, für die anderen Töchter Israels. Ficken.“
„Ffffff.“
„Für deine Mutter, Renee, sag es für deine Mutter. Ficken.“
„Ffffff.“
„Ficken.“
„Fffffffflicken!“
Wir verschluckten uns an unserem Bier. „Flick dich“ wurde zu einem unserer Lieblingskraftausdrücke.

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Was ganz enorm hilft, um das Zustimmungskonzept bewusst zu nutzen: Es mit anderen teilen! Sprich darüber nicht nur mit deinem Freund/deiner Freundin, sondern versuche andere Menschen in deinem Umfeld zu finden, die auch pro-consent sind und das Zustimmungskonzept umsetzen möchten. Schon allein zu wissen, dass andere dir in Dingen wie „Nein heißt Nein“ und „ein enthusiastisches Ja heißt Ja“ zustimmen, hilft ganz enorm, wenn mal Durststrecken in Sachen Consent-Umsetzung durchzustehen sind.

Manchmal kriegt man es nicht so ganz hin mit dem Konsens, hat seine/n Partner/in doch mal wieder versucht zu etwas zu überreden, das sie/er nicht will. Oder mensch sagt ständig auf so unangenehme Art und Weise Nein, dass das Gegenüber echt keine Lust mehr auf Zustimmungskonzept hat. Da hängt schnell mal der Beziehungsfrieden schief. Wenn man dann versucht mit dem Partner/der Partnerin seine Lust auf Zustimmungskonzept wieder zu entdecken, wird das durch die gegenseitige schlechte Laune und Enttäuschung oftmals echt getrübt und dann hat man gar keine Lust mehr.

In dem Fall ist es gut, Andere zu haben mit denen man darüber reden kann. Mit denen man besprechen kann, was schief gelaufen ist und die einen ermuntern, nicht die Flinte ins Korn zu werfen.

Eigentlich logisch, dass man seine Probleme mit Freunden bespricht. Nur haben (vermutlich) nicht alle deine Freunde schon mal vom Zustimmungskonzept gehört. Also erzähl ihnen davon, bevor dein Beziehungs- oder Affärensegen schief hängt und falls du sie begeisterst, hast du sie sicherlich mit Rat an deiner Seite, wenn du sie dann mal brauchst.

Das Zustimmungskonzept ist (für mich und meine Freunde) auch Teil einer politischen Analyse. Nicht alle Menschen teilen diese politische Analyse und das macht es manchmal schwer, dass andere das Zustimmungskonzept vorbehaltlos unterstützen. Such also im jeweiligen Umfeld nach Menschen, die (wenn dir das wichtig ist) deine politische Analyse teilen.

So, ich geh’ mich mal fix ausheulen bei einer Freundin, weil ich kürzlich von meinem Consent-Gegenüber enttäuscht wurde. Und dann versuche ich wieder darauf zu vertrauen, dass alles wieder okay wird und Consent für uns beide gleich wichtig ist.


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