Wir lieben Konsens

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Ein aktuelles Problem ist für mich im Moment, dass ich nicht weiß wie ich respektvoll mit manchen Menschen in meinem Umkreis über Berührungen reden soll die nicht einfach in die Gender* Mann oder Frau passen. Dass es Verschiebungen über diese Grenzen gibt. Und andere, weitere Gender. Wie frage ich Menschen, welches Gender sie haben? Ich weiß es nicht. Wenn ich mit Menschen im Bett bin, deren Gender ich nicht kenne, wie gehe ich damit um? Ich weiß es bisher nicht.

Wenn ich mit einem Transmann schlafe, ist es dann ein Dildo oder ein Schwanz den ich berühre? Oder mag er die beiden Wörter nicht und hat seine eigenen?
Wenn ich mit einer Biofrau das baugleiche Spielzeug benutze, ist das dann ihr Dildo oder ihr Schwanz?
Wie gehe ich damit um, wenn ich die Transfrau die ich gestern Abend so leidenschaftlich geküsst habe jetzt nicht küssen mag, weil mich Bartstoppeln nerven? Wie sage ich ihr das, ohne sie zu verletzen? Oder verletze ich sie gar nicht, wenn ich sie bitte mich nur frisch rasiert zu küssen?
Und soll ich die Brüste von Transmännern mit denen ich schmuse ignorieren oder ist es okay, wenn ich mich hineinkuschle?

Hierbei sind vor allem die letzten beiden Fragestellungen für mich ein Dilemma. Bartstoppeln und Brüste, kann ich diese beiden Worte in diesem Zusammenhang bedenkenlos benutzen? Mit den Worten, die mir im Moment zur Verfügung stehen kann ich nur Dinge beschreiben, die da sind. Und keine Dinge, die nicht da sein sollen. Es wäre mir sehr unangenehm, von Brüsten zu sprechen denn der Transmann meiner Träume hat keine Brüste. Und die meisten Transmänner haben in ihren Träumen und ihrem Selbstbild vermutlich auch keine Brüste. Wenn ich nun also von Brüsten spreche vermittle ich damit eine falsche Wahrnehmung auf ihn. Auch wenn er weiß, dass ich ihn als Mann wahrnehme bringe ich mit diesem Wort die falsche Fremdwahrnehmung ins Schlafzimmer. Wo sie doch wirklich nichts zu suchen hat. Wie also etwas benennen, das gar nicht da ist und physisch aber doch. Es ist für mich ein Dilemma.

Da ich mich in Diesem nicht verrennen möchte um am Ende wort- und kopflos dazustehen, besinne ich mich auf das kleine Einmaleins des Zustimmungskonzept. Nicht die Trans*-Thematik ist anzusprechen, denn es ist nicht wichtig, was für Körperteile der Mensch den ich da gerade so gerne in den Arm nehmen möchte hat. Es ist wichtig, ob die Person umarmt werden möchte. Und wenn wir uns dann umarmen sollten stelle ich ganz einfache Fragen: Wie magst du berührt werden? Wo? Was magst du nicht? Gibt es Stellen, wo du nicht berührt werden möchtest? Gibt es Sachen, die ich machen darf ohne dich vorher jedes Mal zu fragen?
Und dann höre ich zu. Und handle im Einvernehmen mit der Person.
Die Frage mit den Wörtern und Körpern ist dann zwar noch nicht über die Bühne aber das Schweigen ist immerhin schon ein Mal gebrochen. Vielleicht ist schon das eine oder andere Wort gefallen, dass dir hilft, mit dem Trans*-Sein sensibel umzugehen. Dort kannst du beim nächsten Mal ja anknüpfen.

*Gender = soziales Geschlecht. Ich betrachte das soziale Geschlecht als unabhängig von dem, was Mensch von der Medizin als Geschlecht (Pullermann=Junge, nix Pullermann=Mädchen) zugeordnet wird. Bei mir ist es zufälligerweise so, dass mein biologisches Geschlecht mit dem sozialem so einigermaßen zusammenpasst. Wenn das bei dir auch so ist und du mit Transfrau, Transmann und überhaupt dem ganzem Dilemma des Artikels nicht anfangen kannst dann google mal nach queer und trans*.


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